Tier des Jahres 2024: Der Iltis

7. März 2024

Die Naturschutzverbände vieler Länder wählen alljährlich ein Tier des Jahres. In der Schweiz wurde heuer der Iltis ausgewählt. Wir haben den Experten Davide Righetti vom Amt für Wildtiermanagement gefragt, wie es um den Stinkmarder in Südtirol bestellt ist.

Welche Lebensräume besiedelt der Iltis?

Davide Righetti: Der Iltis ist eigentlich recht anpassungsfähig. Er kommt im Wald und im landwirtschaftlichen Gebiet vor, aber auch in der Nähe des Menschen, es werden Ställe, Heuschupfen, alte Gemäuer und Holz- oder Steinhaufen als Unterschlupf genutzt, vor allem im Winter. Bevorzugt wird dabei aber immer die Nähe zu Feuchtgebieten, Gräben, Wasserläufen und Flussufern. Wichtig ist für den Iltis auch dichte Vegetation mit genügend Deckung und Jagdmöglichkeiten. In der Nacht geht der kleine Marderartige auf Beutefang, den Tag verbringt er in einem seiner Verstecke. Er kommt bis auf 1.300 Meter Meereshöhe vor, in der Schweiz wurden auch auf 1.900 Metern noch Iltisse beobachtet.

Foto: Peter Trimming

Wie steht es um den Iltis im Allgemeinen und bei uns in Südtirol?

Die meisten Wildbiologen sprechen von einer Abnahme des Iltis, und zwar mehr oder weniger in ganz Europa. Die Gründe hierfür sind das Trockenlegen und die Begradigung von Wassergräben, der Verlust von Hecken, Feld- und Ufergehölzen und von Nahrungsgründen im Rahmen von Flurbereinigungen, sowie der Verlust von Flächen, die vom Menschen beansprucht werden. Weil es aber keine handfesten Zahlen über den Iltis-Bestand gibt, wird die Art auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten der IUCN als gering gefährdet eingestuft. 2018 wurde eine Untersuchung durchgeführt, die ergeben hat, dass die Iltis-Populationen in 20 von 34 europäischen Ländern abnehmen. Der Straßenverkehr ist sicher auch ein wesentlicher Faktor für die Bedrohung des Iltis. In Südtirol sind die meisten der Iltis-Nachweise Totfunde infolge von Verkehrsunfällen. Das sagt alles.

 

C1-Nachweise von Iltis in Südtirol: Der Iltis scheint in Südtirol vor allem in den Tallagen des oberen Pustertales und des oberen Eisacktales vorzukommen. Aus dem Vinschgau, dem Passeier und dem Etschtal liegen sehr wenige Informationen vor.

Wo kommt denn der Iltis am ehesten bei uns vor?

Das Amt für Wildtiermanagement sammelt in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Jagdverband, den Jagdaufsehern und vielen Freiwilligen laufend Beobachtungen. Aus diesen Meldungen lässt sich ableiten, dass die Iltis-Population in Südtirol, gleich wie in anderen Regionen der Alpen, wellenförmig zu- und abnimmt. Leider handelt es sich bei unseren Daten nur um Zufallsbeobachtungen, meist sind es Funde von überfahrenen Tieren oder Aufnahmen von Wildkameras, die keine gesicherten Aussagen zulassen.

Der Iltis scheint in Südtirol vor allem in den Tallagen des oberen Pustertales und des oberen Eisacktales vorzukommen. Aus dem Vinschgau, dem Passeier und dem Etschtal liegen sehr wenige Informationen vor.

Es wäre wichtig für uns, noch mehr Beobachtungen und über einen längeren Zeitraum zu sammeln, damit Maßnahmen getroffen werden können, um die Lebensräume dieses kleinen Marderartigen zu erhalten oder zu verbessern. Deshalb bin ich über jede Meldung von Sichtungen oder von Totfunden dankbar.

Beobachtungen bitte an eine dieser Adressen:

wildtiermanagement@provinz.bz.it oder Davide.Righetti@provinz.bz.it

 

Vielen Dank für das Gespräch!