Wildtiere im Winter

Wildtiere im Winter

Wenig Nahrung, bittere Kälte, Schnee. Wildtiere haben sich über Jahrtausende an die harten Bedingungen im Winter angepasst. Sie legen sich ein isolierendes Fell oder Federkleid zu, reduzieren ihre Fortbewegung auf ein notwendiges Minimum, drosseln ihren Stoffwechsel und manche Arten verkleinern sogar die inneren Organe – alles nur, um möglichst viel Energie zu sparen.

Energie: das wertvollste Gut der Wildtiere. Sie gewinnen diese aus der Nahrung und brauchen sie für die Aufrechterhaltung der Körpertemperatur und des Stoffwechsels. Im Winter ist Nahrung jedoch knapp. Die wenigen vertrockneten Halme und Triebe, die das Wild findet, liefern nicht viel Energie. Die Tiere zehren dann von den Fettreserven, die sie sich über den Sommer angelegt haben. Jede Bewegung nagt an diesen Reserven.

Auswirkungen von Störungen

Störungen wirken sich im Winter besonders stark auf die Wildtiere aus, denn Störung bedeutet Stress. Und Stress kostet Energie. Wildtiere versetzen sich je nach Störung in Alarmbereitschaft oder ergreifen die Flucht. Eine Flucht kostet sehr viel Energie, vor allem wenn sich die Tiere durch den oft meterhohen Schnee kämpfen müssen. Danach dauert es oft lange, bis ein Wildtier zur Ruhe kommt und wieder mit der Nahrungsaufnahme beginnt. Kommen solche Störungen häufiger vor, kann das langfristige Folgen für die Tiere haben. Ihre körperliche Verfassung verschlechtert sich, sie werden anfälliger für Krankheiten und können auch aufgrund von Erschöpfung verenden.

Gewöhnungseffekt, ja und nein

Manche Wildarten wie Gämsen können sich unter Umständen an bestimmte Störungen gewöhnen. Entlang von viel begangenen Wander- oder Skitourenrouten etwa sind Störungen für die Tiere relativ gut vorhersehbar und sie reagieren mit der Zeit weniger sensibel. Im besten Fall haben die Tiere einen sicheren Rückzugsort, von dem aus sie das Treiben verfolgen können.

Schwierig wird es bei plötzlichen und unvorhersehbaren Störungen, wie es bei überraschend auftauchenden Skifahrern und Skitourengehern oft der Fall ist. Mit jeder Störung fühlen sich die Tiere stärker gestresst. Es kann sogar so weit gehen, dass Wildtiere ihre Einstands- oder Futterplätze verlassen und sich aus dem Gebiet zurückziehen. Besonders negativ reagieren Wildtiere auf Störungen abseits der Wege, auf Störungen, die von oben kommen (abfahrende Skifahrer, Gleitschirmflieger), auf lärmende Gruppen und Hunde.

Rücksicht nehmen, aber wie?

Egal ob Jäger oder Freizeitsportler, das eigene Verhalten in der Natur hat Auswirkungen. Mit etwas Rücksicht können Störungen von Wildtieren vermieden werden. Das beginnt schon bei der Tourenplanung.

 

Mit diesen einfachen Regeln können wir viel für den Schutz der Wildtiere tun.

Bleib auf den ausgewiesenen Wander- und Forstwegen.
So werden Störungen auf bestimmte Bereiche begrenzt und das Wild behält seine wichtigen Rückzugsräume.

Meide die Dämmerungs- und Nachtstunden.
Viele Wildtiere fressen hauptsächlich während der Dämmerungsstunden. Störungen wirken dann besonders beeinträchtigend,
weil die Nahrungsaufnahme für einige Zeit unterbrochen wird.

Meide felsige und schneefreie Flächen oberhalb der Waldgrenze.
Diese werden von Wildtieren besonders gern genutzt.

Halte Abstand. Siehst du ein Wildtier, zieh dich langsam zurück.
Manche Tiere lassen den Menschen erstaunlich nahe an sich heran oder entfernen sich nur langsam.
Das sollte in keinem Fall mit Vertrautheit verwechselt werden! Die Tiere sind in diesem Moment enorm gestresst
und oft schon zu geschwächt, um eine schnelle Flucht zu ergreifen.

Bitte Hunde an die Leine nehmen.

 

Südtiroler Kampagne – Freiheit mit Rücksicht

2010 startete die landesweite Kampagne „Freiheit mir Rücksicht“. Ziel der Kampagne ist die Aufklärung von Bergbegeisterten zum Schutz der Wildtiere. Der Alpenverein Südtirol, die Autonome Provinz Bozen und der Südtiroler Jagdverband arbeiten hierbei eng zusammen.

Im Rahmen des Projektes wurden Informationstafeln ausgearbeitet, die an viel frequentierten Ausgangspunkten für Wintertouren angebracht wurden. Die Tafeln geben eine Übersicht über das Tourengebiet und zeigen empfohlene Routen für Skitourengeher und Schneeschuhwanderer. Zusätzlich dazu sind jene Gebiete eingezeichnet, die wichtige Rückzugsgebiete für Wildtiere darstellen und die dementsprechend nicht befahren oder begangen werden sollen. Ergänzend sind die wichtigsten Verhaltensempfehlungen festgehalten und Interessierte finden eine kurze Beschreibung über die Bedürfnisse der Wildtiere im Winter.

Nicht nur beim Ausgangspunkt, sondern auch auf den genutzten Routen finden sich kleine Lenkungstafeln. Sie weisen den Besucher auf den naturverträglichsten Weg hin.

Diese Informations- und Lenkungsmaßnahmen wurden bisher bereits in den Gebieten Matsch, Latzfons/Feldthurns und Plätzwiese/Prags realisiert. In Ratschings arbeiten die Interessensvertreter aus Tourismus, Bergsport und Jagd aktuell an der Umsetzung eines Konzeptes für das Gemeindegebiet.

Die Informationstafeln der Kampagne „Freiheit mit Rücksicht“ stehen an den Ausgangspunkten viel begangener und befahrener Wege. Sie weisen Wege aus, weisen auf Ruhebereiche für das Wild hin und informieren über verschiedene Wildtiere und ihre Bedürfnisse.

Hier im Bild das Beispiel „Plätzwiese“.

Nicht nur beim Ausgangspunkt, sondern manchmal auch auf den genutzten Routen finden sich kleine Lenkungstafeln. Sie weisen den Besucher auf den naturverträglichsten Weg hin.

Zusatzkampagne – Hier wohnen wir

Im „Corona-Winter“ 2020/21 waren die Skilifte des Landes geschlossen und es waren so viele Freizeitsportler wie noch nie in der Natur unterwegs. Vor diesem Hintergrund startete der Südtiroler Jagdverband die Aktion „Hier wohnen wir“. Diese Zusatzkampagne steht unter dem Schirm von „Freiheit mit Rücksicht“. Jagdreviere mit einem besonders hohen Besucherdruck brachten Informationstafeln an stark frequentierten Routen an, die die Sportler auf das Thema „Wild im Winter“ hinweisen.

Projektgebiete

Die untenstehende Karte zeigt die Gebiete in Südtirol, in denen bereits ein Konzept der Kampagne „Freiheit mit Rücksicht“ erarbeitet und umgesetzt wurde. In jedem Projektgebiet wurde eine Informationstafel mit Tourenempfehlungen angebracht. Diese Tafeln können weiter unten als PDF heruntergeladen werden und sollen bei der wildtierfreundlichen Tourenplanung zu Hause unterstützen.

Projektgebiet 1

Projektgebiet 2

Projektgebiet 3

Projektgebiet 4

Projektgebiet 5

Projektgebiet 6

Weitere Informationen und Kontakt

Weiterführende Links
Kontakt

Südtiroler Jagdverband
Schlachthofstraße 57C
39100 Bozen
info@jagdverband.it

Alpenverein Südtirol
Giottostraße 3
39100 Bozen
office@alpenverein.it
Website

Amt für Natur
Rittnerstraße 4
39100 Bozen
natur.bozen@provinz.bz.it
Website

Amt für Wildtiermanagement
Brennerstraße 6
39100 Bozen
wildtiermanagement@provinz.bz.it
Website