Rehkitzrettung
Rehkitzrettung in Südtirol
Im Mai und Juni bringen viele Tiere ihre Jungen zur Welt. Die Rehgeißen legen ihre Kitze in den ersten Wochen im hohen Gras ab und suchen sie nur zum Säugen auf. Das Kitz hat in dieser Zeit keinen Fluchtinstinkt. Bei Gefahr drückt es sich nur fest auf den Boden und hofft auf seine gute Tarnung. Dieses Verhalten wird den Kitzen zum Verhängnis, wenn die Mähmaschinen anrücken, denn vielerorts fällt die Setzzeit mit der ersten Mahd der Wiesen zusammen.
gerettete Rehkitze
ehrenamtlich geleistete Arbeitsstunden
freiwillige Kitzretter
Viele Landwirte und Jäger setzen sich seit Jahren gemeinsam für die Rettung der Kitze ein. Im Jahr 2024 führten 100 Südtiroler Jagdreviere Kitzrettungsaktionen durch. In enger Zusammenarbeit mit den Landwirten konnten in 7.400 ehrenamtlichen Stunden über 1.580 Rehkitze und vor dem Mähtod gerettet werden. Eine beeindruckende Zahl, für die den Landwirten, Jägern und freiwilligen Helfern ein großes Lob gebührt!
Kontakte Kitzretter
Bezirk Brixen
Revier St. Andrä-Afers
- Benjamin Profanter, 348 5429300
Revier Villnöss
- Pramsohler Oskar, 347 7307171
- Fischnaller Günther, 349 7520441
Bezirk Bruneck
Reviere Ahornach, Rein und Sand in Taufers
- Innerbichler Christian, 324 9082271
Revier Campill
- Clara Werner, 348 7934573
- Pezzei Giuseppe, 348 4096353
Revier Kiens
- Gasser Wolfgang, 393 1685448
Revier St. Lorenzen
- Messner Stefan, 340 3372359
Revier St. Martin in Thurn
- Trebo Alan, 333 4429889
- Erlacher Alfred, 347 6692205
Bezirk Meran
Revier Laurein
- Ungerer Ivo, 335 6828491
- Ungerer Philip, 331 9319171
- Perger Oswald, 338 9920733
Revier Proveis
- Pichler Stefan, 347 8953328
Revier St. Pankraz
- Degampietro Walter, 338 6189789
- Spath Nick, 320 0755195
- Kaserbacher Philipp, 328 4162170
Bezirk Oberpustertal
Revier St. Martin in Gsies
- Bachmann Günther, 348 6722417
- Hofmann Franz-Josef, 340 8578281
- Reier Marian, 342 0835558
Bezirk Unterland
Revier Truden
- Epp Michael, 349 5366008
Bezirk Vinschgau
Revier Taufers
- Spiess Dietrich, 380 1443398
Kurzfilm zur Rehkitzrettung mit der Drohne im Revier Kastelruth
Das Video entstand in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Bauernbund.
Methoden zur Rehkitzrettung
Für die Kitzrettung kommen viele verschiedene Maßnahmen zum Einsatz. Manche sind einfach umsetzbar, andere setzen auf spezialisierte Technik und benötigen etwas fachmännisches Geschick.
Am Tag vor der Mahd werden Maßnahmen zur Vergrämung der Rehgais und ihrer Kitze gesetzt. Am Tag der Mahd geht es darum, Kitze aktiv aus den Wiesen zu retten. Auch eine wildtierfreundliche Mähmethode kann unnötiges Tierleid vermeiden.
Die beste Wirkung erzielt man durch die Kombination verschiedener Maßnahmen.
Am Tag vor der Mahd
Abgehen der Wiese (mit dem Hund)
Am Abend vor der Mahd geht man mit einem Hund die Wiesenränder ab. Der Hund hinterlässt eine Witterung, die die Rehgeiß verunsichert. Sie holt ihr Kitz aus der Wiese.
Wichtig: Der Hund muss angeleint sein. Er soll sich einem Kitz oder anderen Wildtieren nicht nähern können.
Verblenden/Scheuchen
Beim Verblenden werden vor der Dämmerung Scheuchen in der Wiese platziert. Die Scheuchen erzeugen unregelmäßige Geräusche und Lichteffekte oder sondern unangenehme Gerüche ab. Die unregelmäßigen Störfaktoren verunsichern die Rehgeiß, sie holt ihr Kitz aus dem Versteck. Die beste Wirkung erzielt eine Kombination aus Geräusch-, Licht- und Farbeffekten sowie Gerüchen. Hierfür gibt es professionelle Geräte zu einem relativ günstigen Preis. Man kann aber auch selbst kreativ werden und blaue Müllsäcke (auf diese Farbe reagieren Rehe besonders stark) auf Holzpfählen befestigen oder Baustellenlampen aufstellen, die nachts blinken.
Der Wirkungsradius einer Scheuche beträgt maximal 100 Meter. Es braucht also je nach Fläche verschieden viele Scheuchen. Grundsätzlich sollte eine Scheuche ca. 50 m vom Wiesen- oder Waldrand entfernt und nicht mehr als 150 bis 200 m zur nächsten Scheuche aufgestellt werden.
Achtung, Gewöhnungseffekt! Rehe gewöhnen sich mit der Zeit an die Scheuche. Sie verstehen schnell, dass von ihnen keine Gefahr ausgeht. Eine Scheuche erfüllt also nur ihren Zweck, wenn sie maximal ein bis zwei Tage vor der Mahd aufgestellt wird. Danach ist die Maßnahme wirkungslos.
Wichtig: Hat man die Scheuchen montiert, muss die Fläche in einem Radius von 10 m um die Scheuche gründlich nach Kitzen abgesucht werden. Eine Rehgeiß kann von dem piepsenden oder raschelnden Objekt so eingeschüchtert sein, dass sie sich nicht nahe genug herantraut, um ihr Kitz zu holen. Hier gilt also: die Fläche direkt um die Scheuche absuchen und Kitze weit genug wegbringen.
Beim Aufstellen von Scheuchen in Siedlungsnähe muss eine mögliche Störung der Nachbarn berücksichtigt werden.
Anmähen
Der Landwirt kann am Tag vor der Mahd eine kleine Fläche am Wiesenrand anmähen. Ein Streifen von 4 Metern Breite reicht aus. Am besten wird am Nachmittag oder noch vor der Dämmerung angemäht. Die veränderte Umgebung beunruhigt die Geiß.
Am Tag der Mahd
Menschenketten
Am Tag der Mahd wird die zu mähende Fläche systematisch nach Kitzen abgesucht. Mehrere Helfer laufen in Linienformation und in geringem Abstand zueinander (ein bis zwei Meter) die gesamte Wiese ab. Ein Seil oder Stöcke helfen, den Abstand einzuhalten. Die Methode ist personal- und zeitaufwändig. Helfer müssen frühzeitig organisiert werden.
Mitlaufen mit der Mähmaschine
Die Methode funktioniert ähnlich wie das Ablaufen der Wiese in einer Menschenkette. Ein bis zwei Helfer laufen die Wiese parallel zur Mähmaschine ab. Während der Bauer einen Wiesenstreifen mäht, wird der nächste zu mähende Streifen abgesucht. Das macht man so lange, bis die Wiese vollständig gemäht ist.
Drohne
Sehr effizient und immer beliebter ist der Einsatz von Drohnen mit Wärmebildkamera. In den frühen Morgenstunden werden die zu mähenden Flächen mit der Drohne abgeflogen. Ein Kitz erscheint im Monitor als Wärmequelle und kann dann gezielt von einem Helfer in Sicherheit gebracht werden. Die Wärmesignatur ist in den kühlen Morgenstunden sehr deutlich zu erkennen. Sobald die Sonne auf die Felder scheint, erwärmen sich auch Steine und Maulwurfshügel. Die Unterscheidung zwischen den einzelnen Wärmequellen wird immer schwieriger. Die besten Erfolge erzielt die Kitzrettung mit der Drohne deshalb in den frühen Morgenstunden.
Technische Hilfsmittel
Inzwischen gibt es einige technische Hilfsmittel, auf die Jäger und Bauern zurückgreifen können. Der tragbare Infrarotwildretter ist eine rund 6 m lange Stange mit Sensoren, die die Kitze in der Wiese orten. Man bindet sich den Retter um den Hals und läuft damit die Wiese ab.
Am Mähwerk können spezielle Sensorbalken montiert werden. Sie warnen den Fahrer oder heben das Mähwerk an, sobald ein Hindernis gefunden wird.
Der akustische Wildretter oder die Hubertussirene für das Mähwerk eignet sich zum Aufscheuchen von älteren Kitzen und mobilen Wildarten. Die kleinen, kostengünstigen Geräte geben einen lauten Piepston von sich und animieren so die Wildtiere zur Flucht. Bei jungen Kitzen ist der Retter wirkungslos.
Wildtierfreundliches Mähen
Mähmethode
Beim wildtierfreundlichen Mähen gilt: gemäht wird immer von innen nach außen oder von einer Seite zur anderen beziehungsweise von der Straße weg Richtung Wald. So bleibt den Wildtieren ein Fluchtweg offen. Mäht man hingegen von außen nach innen, laufen die Tiere immer weiter in die Mitte der Wiese. Am Ende wird auch dieses Stück gemäht und die Gefahr der Vermähens ist hoch.
Rehkitzrettung mit der Drohne
Drohnen mit Wärmebildkameras werden immer häufiger zur Rettung von Rehkitzen eingesetzt. Vor dem Kauf und dem Einsatz einer Drohne zur Kitzrettung sollte man einige Dinge beachten.
Rechtliche Voraussetzungen
Drohnen werden in verschiedene Kategorien unterteilt. Je nach Kategorie bedarf es unterschiedlicher Voraussetzungen für das rechtmäßige Fliegen der Drohne.
Zwei Bestimmungen geben die Grundregeln zum Fliegen einer Drohne in Italien vor:
- Die EU-Verordnung 2019/947 ist seit 31.12.2020 in allen EU-Ländern in Kraft und regelt die zivile Drohnennutzung.
- Die Verordnung UAS-IT ergänzt die Bestimmungen innerhalb des italienischen Staates und wurde von der zivilen italienischen Luftfahrtbehörde ENAC verfasst.
Grundsätzlich werden Drohnen je nach Betriebsrisiko, definiert nach Einsatzgebiet und Gewicht, in die Kategorien „Open“, „Specific“ und „Certified“ unterschieden. In der Kategorie „Open“ gibt es außerdem noch die drei Unterkategorien A1, A2 und A3, wobei es hier vor allem um die Unterscheidung geht, ob Drohnen innerhalb oder außerhalb von besiedelten Gebieten geflogen werden.
Kitzrettungsdrohnen, wie die Mavic 2 Enterprise Advanced oder die Yuneec H520E, fallen in die offene Kategorie „Open“, A3. Für das rechtmäßige Fliegen einer solchen Drohne im Revier braucht es nach geltendem EU-Recht:
- einen Fernpiloten mit entsprechenden Kompetenznachweis bzw. Drohnenflugschein,
- eine Registrierung des Betreibers/Besitzers
- und eine Haftpflichtversicherung.
Drohnenflugschein
Zum Fliegen einer Drohne braucht es einen anerkannten Flugschein, den sogenannten „Attestato di Pilota APR – Operazioni non Critiche”. Die Nationale Zivilluftfahrtbehörde ENAC organisiert Ausbildungskurse zum Drohnenfliegen in ausgewählten Flugschulen in Italien. Diese Kurse sind normalerweise zeit- und kostenaufwändig (ca. 1.400 Euro). Seit 2020 bietet die ENAC aber auch eine vereinfachte und kostengünstige Online-Vorbereitung und Prüfung für den Drohnenflugschein an.
ENAC Online-Prüfung
Die Prüfung besteht aus 40 Multiple-Choice Fragen, die innerhalb von 60 Minuten zu beantworten sind. Für eine erfolgreiche Anmeldung zur Prüfung ist eine Identifizierung des Kandidaten mittels persönlichen SPID-Accounts notwendig, sowie die Einzahlung von 31 Euro vorzunehmen. Die Lernunterlagen sind online erhältlich, allerdings NUR auf Italienisch. Auch die Prüfung wird nur in italienischer Sprache abgewickelt. Nach bestandener Prüfung hat der Flugschein eine Gültigkeit von 5 Jahren. Wer sich anschließend bei der ENAC als Pilot einschreiben lässt, kann sich dort auch versichern lassen.
Weiterführende Informationen sowie Lernunterlagen findet ihr auf der Homepage der ENAC:
https://www.enac.gov.it/sicurezza-aerea/droni/pilota-apr-operazioni-non-critiche
Austro Control Online-Prüfung
Alternativ dazu, kann die Prüfung auch in einem anderen EASA-Mitgliedsstaat abgelegt werden. Diese Zertifikate werden in Italien anerkannt. Daher gibt es die Möglichkeit in einem deutschsprachigen Land, wie z.B. in Österreich, bei Austro Control, die Prüfung zu absolvieren. Auch Austro Control bietet die Online-Prüfung für den Drohnenflugschein an. Dafür muss man sich auf der Austro Control Plattform anmelden. Im Selbststudium können die Inhalte erarbeitet werden, welche in Unterlagen und Videos auf der Plattform zur Verfügung gestellt werden. Bevor es zur eigentlichen Prüfung geht, hat man die Möglichkeit, eine Prüfungssimulation durchzuführen. Die Prüfung besteht aus einem Multiple-Choice Test mit 40 Fragen. Sie kann online und kostenlos durchgeführt werden.
Weiterführende Informationen sowie Lernunterlagen findet ihr auf der Homepage von Austro Control:
https://www.dronespace.at/drohnenfuehrerschein
Die folgenden Videos können Interessierte beim Lernen unterstützen:
- Parte 1 https://www.youtube.com/watch?v=XJaRd7On78I
- Parte 2 https://www.youtube.com/watch?v=Ae0lhYcND6w
- Parte 3 https://www.youtube.com/watch?v=GhcJPH4r-10
Registrierung
Bevor man mit der Drohne fliegen kann, muss sich der Drohnenbetreiber (sprich Eigentümer oder Inhaber des Gerätes) über das Portal D-Flight registrieren.
Nach erfolgter Registrierung wird dem Drohnenbetreiber ein persönlicher QR-Code ausgestellt. Der Code dient zur Identifikation des Betreibers und aller seiner Drohnen. Er muss auf jeder einzelnen Drohne des Betreibers angebracht werden.
Drohnenversicherung
In Italien besteht für alle Drohnen eine Versicherungspflicht. Eine Haftpflichtversicherung kann entweder direkt über die ENAC oder über private Anbieter abgeschlossen werden. Seit den Jahr 2022 übernimmt der Jagdverband auf Wunsch die Haftpflichtversicherung für die Drohnen. Weitere Auskünfte und Informationen erhaltet ihr bei unserer Mitarbeiterin Nadia Kollmann.
Ein Beispiel
Revier A kauft sich eine Drohne zur Kitzrettung. Der Revierleiter (oder ein anderer Verantwortlicher) registriert sich als Drohnenbetreiber auf der D-Flight Seite. Er erhält den persönlichen QR-Code und bringt diesen an der Drohne an. Außerdem versichert er die Drohne, um bei Schäden gegen Dritten abgesichert zu sein. Zwei Jäger im Revier besitzen den Drohnenflugschein und sind damit ermächtigt, die Drohne zu fliegen.
Der Drohnenbetreiber ist registriert, die Drohne versichert und die Piloten sind mit gültigem Kenntnisnachweis rechtlich in Ordnung. Die Kitzrettung kann starten!
Wichtige Links
Der richtige Umgang mit gefundenen Kitzen
- Kitze nie mit bloßen Händen anfassen. Handschuhe oder dicke Grasbüschel verhindern, dass sich der menschliche Geruch auf das Kitz überträgt.
- Kitze in einer Kiste sichern und an den Wiesenrand stellen. Die Kiste muss mit Luftlöchern versehen und vor der prallen Sonne geschützt werden. Beschweren Sie die Kiste mit Steinen, damit das Kitz nicht ausbrechen kann. So kommt auch der Fuchs nicht ans Kitz.
- Zum Einsatz kommen darf alles, was der Sache dient: einfache Obstkisten, Wäschekörbe, Kisten mit Scharnieren und einem kleinen Schloss, Katzentransportboxen und so weiter.
- Nach der Mahd muss das Kitz gleich wieder freigelassen werden. Die Geiß ist nie weit weg und holt es ab.
Webinar Rehkitzrettung vom 12. Mai 2021
Hier können Sie sich die Einzelvideos des Webinars zur Rehkitzrettung vom 12. Mai 2021 nochmals ansehen.
Modul 1 – Das ABC der Rehkitzrettung
Birgith Unterthurner
Südtiroler Jagdverband
Modul 3 – Rehkitzrettung mit Drohnen
Claus Langebner
Alp-Drone
Modul 2 – Der Multiplex Kitzretter
Diether Platzgummer
Firma Tecnomag
Modul 4 – Rehkitzrettung mit Drohne im Jagdrevier Naturns
Heinz-Dieter Meier
www.kitzrettung.com
Weitere Informationen und Kontakt
Weiterführende Links
Kontakt
Der Südtiroler Jagdverband steht seinen Mitgliedern gerne in beratender Funktion zur Seite.
Kontakt für die Kitzrettung im Südtiroler Jagdverband:
Nadia Kollmann
nadia.kollmann@jagdverband.it