Unsere Vögel – Der Fichtenkreuzschnabel

18. Dezember 2020

Seine gekreuzten Schnabelspitzen machen diesen Vogel unverwechselbar, den Fichtenkreuzschnabel. Der finkengroße Vogel ist ein typischer Nadelwaldbewohner und bei uns in Südtirol das ganze Jahr über anzutreffen. Dabei können die Bestände aber merklich schwanken. Das kommt daher, dass der Kreuzschnabel hauptsächlich Samen frisst und die Samenproduktion nicht jedes Jahr gleich ausfällt.

Gute Samenjahre, also Mastjahre, kommen in einem Gebiet nur alle paar Jahr vor. Seine Brutplätze wählt der Kreuzschnabel deshalb je nach Futterangebot aus und wandert bei Bedarf zwischen unterschiedlichen Gebieten hin und her. Da kann es schon mal vorkommen, dass ein skandinavischer Verwandter bis in den Alpenbogen einzieht.

Gut zu wissen: Männchen und Weibchen weisen einen schwachen Geschlechtsdimorphismus auf. Männchen sind überwiegend ziegelrot gefärbt und haben einen roten Bürzel, Weibchen hingegen sind olivgrün und haben einen gelben Bürzel.

Fichtensamen verspeist das kleine Kerlchen am liebsten. Aber auch die Samen von Tannen, Kiefern, Lärchen oder Birken lässt er sich nur zu gerne schmecken. Zur Abwechslung stehen ab und zu noch Knospen, Nadeln, Früchte und Beeren auf dem Speiseplan und im Sommer ergänzen die Tiere ihre Nahrung durch kleine Insekten.

Bei der Nahrungsaufnahme ist der Vogel Mucks Mäuschen still. Er turnt in den Ästen herum und sucht sich einen passenden Zapfen aus. Mit dem gekreuzten Schnabel spreizt er die Schuppen des Zapfens auseinander, legt den Samen frei und holt ihn mit der Zunge heraus. Da die untere Spitze immer auf dieselbe Seite zeigt, muss der Kreuzschnabel seinen Kopf auch immer so positionieren, dass die Hebelwirkung des Schnabels greifen kann. Das führt unweigerlich dazu, dass sich seine Kiefer- und Halsmuskeln über die Jahre einseitig entwickeln.

Gut zu wissen: Durch das Fressen der vielen ölhaltigen Samen hat der Kreuzschnabel ein erhöhtes Trinkbedürfnis. Im Winter nimmt er deshalb vermehrt Reif und Schnee auf. Um seinen Mineralbedarf zu decken, hat sich der Vogel etwas ganz Besonderes einfallen lassen: er frisst uringetränkte Erde oder Schnee.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Vögeln brütet der Fichtenkreuzschnabel bei uns im Winter, nämlich zwischen Dezember und Mai. Das Winternest wird mit Gräsern, Flechten und Federn dick ausgepolstert. Jeden Tag legt das Weibchen ein Ei ins Nest, bis am Ende vier Eier darin liegen. Bei kalter Witterung setzt sich das Weibchen sofort auf das gelegte Ei, um es zu wärmen. Es bleibt für zwei Wochen auf dem Gelege sitzen und wird vom Männchen gefüttert. Mit dieser Fürsorge können die Eier auch Temperaturen von bis zu minus 35 Grad Celsius überleben.

Zwei Wochen nach dem Schlüpfen verlässt das Weibchen wieder das Nest und geht zusammen mit dem Männchen auf Nahrungssuche. Die Jungvögel kommen mit der Kälte zurecht. Es kann aber sein, dass die Elterntiere sie in einem verklammten Zustand, der Torpidität, wiederfinden. Nach ein paar Minuten Wärmeaustausch mit den Altvögeln wachen die Jungtiere wieder aus dieser Kältestarre auf. Ist die erste Brut aus dem Gröbsten heraus, bereitet das Weibchen bereits alles für eine zweite Brut vor. Die großen Geschwister helfen oft bei der Aufzucht der zweiten Brut mit.

Gut zu wissen: Bei den Nestlingen ist der Schnabel noch nicht gekreuzt. Das Merkmal bildet sich in den ersten 45 Tagen nach dem Schlüpfen aus. Bis dahin werden die Jungvögel von den Eltern mit Insekten und Samen versorgt. Bis zu 85.000 Samen soll eine Brut wohl bis zum Ausfliegen vertilgen.

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