Neues Netzwerk Kitzrettung – gemeinsam gegen den Mähtod

4. August 2025

Foto: Fabio Brucculeri

Seit vielen Jahren übernehmen die Südtiroler Jägerinnen und Jäger in enger Zusammenarbeit mit Landwirten, Jagdaufsehern und Freiwilligen die Kitzrettung in den Mähwiesen. Dieses ehrenamtliche Engagement ist ein wichtiger Beitrag zur Vermeidung von Tierleid: Jungwild, das unter die Mähmaschine gerät, ist in den allermeisten Fällen schwerstverletzt und geht qualvoll zugrunde. Außerdem verseuchen verwesende Tierkadaver die Futtersilage und stellen eine tödliche Gefahr für das Vieh dar.

„Ohne den vorbildhaften Einsatz hunderter Freiwilliger wäre die Kitzrettung im heutigen Ausmaß nicht durchführbar“, lobt Landesrat Luis Walcher. Um dieses Engagement zu stärken wurde nun unter der Schirmherrschaft der Autonomen Provinz Südtirol das Netzwerk Kitzrettung – gemeinsam gegen den Mähtod gegründet. Es setzt sich aus 15 verschiedenen Akteuren der Bereiche Landwirtschaft, Jagd, Natur- und Tierschutz zusammen. Sie alle haben den Wert der ehrenamtlichen Arbeit in der Kitzrettung erkannt und unterstützen das Netzwerk ideell. Der Schulterschluss zwischen Jägerschaft, Landwirtschaft, Natur- und Tierschutz sowie dem Land Südtirol ist ein starkes Signal der Wertschätzung für den Einsatz vieler Freiwilliger.

Von Südtirol aus Impulse geben

Die stellvertretende Direktorin des Landestierärztlichen Dienstes Gerlinde Wiedenhofer und der Präsident der Tierärztekammer Südtirol Franz Hintner unterstrichen die Wichtigkeit der Kampagne nicht zur aus Gründen des Schutzes der Wildtiere, sondern auch, um die Landwirte auf die Gefahr hinzuweisen, die von Kadavern im Tierfutter ausgeht.

Bauernbundobmann Daniel Gasser dankte den Jägern, die Drohnen auf eigene Kosten ankaufen und die Kitzrettung durchführen und der Geschäftsführer des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz Hanspeter Staffler regte an, auf ausgewählten Standorten ein Wiesenmanagement einzuführen, wo die Bewirtschaftung auch auf die Bodenbrüter abgestimmt wird.

„Es ist schön zu sehen, was man bewegen kann, wenn man Netze schafft, wieviel das Ehrenamt bewirken kann und zu sehen, dass von Südtirol aus Impulse gegeben werden, denn selbst der Nachrichtensender BBC hat über das Projekt Kitzrettung berichtet“, zeigte sich auch der Präsident der Stiftung Sparkasse Stefan Pan erfreut über die Gründung des neuen Netzwerkes Kitzrettung.

Warum Jäger Kitze retten

Im Jahr 2025 suchten beinahe 1.000 Freiwillige über Wochen immer wieder die Wiesen ab, bevor sie gemäht werden. „Da heißt es, zeitig in der Früh um 4 Uhr aufstehen“, erklärt der Geschäftsführer des Südtiroler Jagdverbandes Benedikt Terzer. Die Jäger tun dies in ihrer Freizeit, bevor sie zur Arbeit gehen, weil sie verhindern wollen, dass Tiere auf qualvolle Weise verenden und weil sie sich verantwortlich für das Wild fühlen. „Derzeit ist es einfach so, dass niemand sonst diese Mühe auf sich nimmt und die Zahlen – 2.318 gerettete Kitze – sprechen für sich. Man stelle sich vor, was wäre, wenn niemand sonst diese Aufgabe übernähme“, so Terzer.

 

Ergebnisse der Kitzrettungssaison 2025

995 freiwillige Kitzretter
105 beteiligte Jagdreviere
12.816 aufgebrachte ehrenamtliche Stunden
2.318 gerettete Kitze

Mai und Juni sind kritisch

In Wiesen, die wie früher noch mit der Sense gemäht werden, ist die Mahd keine Gefahr für Kitze oder anderes Jungwild. Dort können Muttertiere den Nachwuchs rechtzeitig in Sicherheit bringen und der Landwirt sieht, ob ein Jungtier im Gras abgelegt ist.

Auch in Wiesen, die entweder sehr früh oder sehr spät gemäht werden, werden kaum Kitze vermäht – also dann, wenn die Kitze noch gar nicht geboren sind oder wenn sie schon groß genug sind, um vor der Mähmaschine zu Flüchten. Die gefährlichsten Monate sind Mai und Juni, in höheren Lagen kann die kritische Zeit auch bis in den Juli dauern.