Unser(e) Igel

30. Juli 2020

Jedes Kind kennt das Stacheltier, doch die wenigsten Menschen wissen wirklich etwas über ihn: den Igel. In Trentino-Südtirol kommen zwei verschiedene Igelarten vor: der Braunbrustigel und der Nördliche Weißbrustigel. Letzterer kommt recht selten vor, weil Südtirol am äußersten westlichen Rand seines Verbreitungsgebietes liegt. Unser typischer Gartenbesucher ist deshalb also der Braunbrustigel.

Igel sind Kulturfolger, kommen aber nicht nur in menschlichen Siedlungen vor. Ihr typischer Lebensraum sind reich gegliederte, abwechslungsreiche Felder mit Hecken und anderen Plätzen zum Verstecken und Nestbauen. Auch im Laubwald kann man sie antreffen. Igel sind nachtaktiv. Tagsüber ziehen sie sich in ihre Nester zurück, nachts ziehen sie auf der Suche nach Nahrung umher. Auf ihrem Speiseplan stehen vor allem Insekten wie Käfer, Würmer und Raupen. Auch bei Mäusen sagen Igel nicht nein, allerdings ist der kurzbeinige und etwas träge Geselle kein Jäger. Er begnügt sich mit Aas oder wehrlosen Jungtieren, die er auf seinen nächtlichen Streifzügen leicht erbeuten kann.

Gut zu wissen: Es gibt viele Mythen zu den Essgewohnheiten von Igeln. Sie sind aber weder Schnecken- noch Schlangenvertilger, fressen nur selten Obst, und Milch vertragen sie nur schlecht.

Das wohl auffälligste Merkmal unserer Igel ist ihr Stachelkleid. Es beginnt am Kopf und zieht sich über den gesamten Rücken. Bis zu 7.500 Stacheln trägt ein ausgewachsener Igel huckepack. Und diese werden auch regelmäßig erneuert. Ein bis eineinhalb Jahre lang bleibt ein Stachel in der Haut verankert, bevor er ausfällt und neu nachwächst. Damit bleiben die Stacheln immer schön in Schuss und schützen den Igel vor Fressfeinden und anderen Gefahren.

Gut zu wissen: Igeljunge haben bei der Geburt bereits um die 100 Stacheln auf ihrem Rücken. Bis zum Zeitpunkt, an dem die Jungen das Nest verlassen, wächst die Zahl auf stattliche 3.000 Stacheln an!

Am Bauch tragen Igel keine Stacheln, dafür verbirgt sich dort ein ausgeklügeltes Muskelsystem. Überhaupt hat der Igel sehr komplexe Muskeln. Einige sind nur für das Aufrichten der Stacheln zuständig, andere lassen den Igel den Kopf einziehen und der Ringmuskel am Bauch ermöglicht das bekannte „Einigeln“. Das soll den Igel vor Fressfeinden schützen. In vielen Fällen funktioniert das auch. Gegen Uhu und Dachs hilft aber auch das Einigeln nicht, diese Beiden sind so kräftig, dass sie einen fest zusammengerollten Igel einfach aufrollen.

Gut zu wissen: Das Zusammenrollen bei Gefahr bringt auch deutliche Nachteile mit sich, vor allem im Straßenverkehr. In Deutschland schätzt man, dass rund 500.000 Igel, jedes Jahr überfahren werden. 

Beim Liebesspiel der Igel kann es schon mal wild hergehen. Ist das Weibchen nicht paarungsbereit, stellt es die Kopfstacheln auf, stellt sich dem Männchen breit gegenüber und schnauft und faucht es heftig an. Dieses Spiel kann sich über Stunden ziehen. Wegen der auffälligen Bewegungen, die die Tiere dabei machen, wird dieses Verhalten auch als „Igelkarussell“ bezeichnet. Ist das Weibchen hingegen paarungsbereit, drückt es sich auf den Boden und legt die Stacheln flach an, damit das Männchen aufsteigen kann.

Gut zu wissen: Igelweibchen reagieren während oder kurz nach der Geburt extrem sensibel auf Störungen. Da kommt es mitunter vor, dass das Weibchen den Wurf sofort verlässt oder ihn sogar auffrisst.

Nach den Strapazen des Jahres zieht sich der Igel im Herbst zurück und hält bis zu 6 Monate Winterschlaf. Stoffwechselprozesse sind dabei stark reduziert. Die Körpertemperatur beträgt nur mehr 8 Grad und das Herz schlägt nur mehr fünf Mal die Minute. Fettreserven sind also wichtig. Geschwächte Igel können schon früher aus dem Winterschlaf aufwachen und suchen dann nach Nahrung.

Gut zu wissen: Wer einem Igel im eigenen Garten über den Winter helfen will, sollte sich sehr gut über dessen Nahrungsspektrum informieren, um ihm am Ende nicht durch falsches Futter zu Schaden!