Auswirkungen des Coronavirus auf die Tierwelt
14. April 2020
Klaus Hackländer, Wildtierbiologe und Universitätsprofessor an der BOKU in Wien, spricht in einem Interview über mögliche Auswirkungen des Coronavirus auf die Wildtiere. Ihm Zufolge ist es vor allem die Abwesenheit des Menschen in Städten und auch in ländlichen Gebieten, die Raum schafft für so manches Wildtier.
Wildtiere erobern die Städte
Weniger Verkehr, weniger Lärm, weniger Störung durch Menschen und Hunde. Manche Arten passen ihr Verhalten schnell an die neuen Umstände an und erobern sich den „neu gewonnenen“ Raum. Ein Fuchs könne in diesen Tagen relativ gefahrlos den Wiener Gürtel überqueren, so der Professor. Neben einer neu gewonnen Bewegungsfreiheit könnten vor allem Singvögel von der Situation profitieren. Forscher erwarten, dass Vögel derzeit weniger und leiser singen, da sie nicht mehr gegen die sonst übliche Geräuschkulisse ansingen müssen. Es bleibt mehr Zeit für die Nahrungssuche und die Brutpflege. Im Wiener Projekt „silent cities“ soll diese Vermutung untersucht werden.
In Zeiten der Ausgangsbeschränkungen sind das Stresslevel von Stadtwildtieren. Das führt zu einem besseren Immunsystem, höheren Überlebenschancen und womöglich einer stärkeren Fortpflanzung, so Hackländer. Wildtierdichten in den Städten könnten dieses Jahr höher ausfallen, während durch das erhöhte Besucheraufkommen am Stadtrand das Gegenteil erwartet wird. Dieses Phänomen sei jedoch lediglich eine Momentaufnahme und würde nach der Aufhebung der Ausgangsbeschränkungen wohl schnell wieder verflogen sein, erklärt der Professor.
Zerstörung von Lebensraum fördert Übertragung von Krankheiten
Abschließend gibt der Leiter des Departments für Biodiversitätsforschung zu bedenken, dass Mensch und Tier von der Intaktheit der weltweiten Ökosysteme abhängig sind. Die Zerstörung von Lebensräumen und das enorme Bevölkerungswachstum, wie beispielsweise in Südostasien der Fall, bieten zunehmend Kontaktstellen zwischen Wildtier und Mensch.
Der enorme Proteinbedarf der Menschen will gedeckt sein. In Asien ergibt sich dabei das Problem, dass aufgrund fehlender Kühlungsmöglichkeiten auf den Märkten Tiere aller Art lebend angeboten werden. Das macht es Krankheitserregern leichter, auf den Menschen überzuspringen. Solange solche Märkte und das negative Verhältnis zu den Wildtieren erhalten bleiben, wird es auch weiterhin zur Übertragung von Krankheiten kommen, schließt Hackländer das Interview.
Das vollständige Interview können Sie hier nachlesen.